St. Nikolaihof
Der Flecken Bardowick wurde mit seiner städtebaulichen Gesamtmaßnahme „St. Nikolaihof“ im Jahr 2009 in das Bund/Länderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen.
Damit wurde es möglich die denkmalgeschützten Gebäude des Ensembles „St. Nikolaihof“ mit vorhandenen Schwächen in der Bausubstanz und Funktion in ihrer baulichen Geschlossenheit zu sichern, zu erhalten und zukunftsweisend weiter zu entwickeln.
Besondere Schwerpunkte des Programms „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bilden:
- die Sicherung erhaltenswerter Gebäude und Ensembles von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung,
- die Modernisierung und Instandsetzung dieser Gebäude oder Ensembles,
- die Erhaltung und Umgestaltung von Straßen und Plätzen von entsprechender Bedeutung,
- der Erhalt der historischen Stadtstruktur,
- die Revitalisierung der Programmgebiete,
- die Anwendung einer integrierten Handlungsstrategie,
- die (Wieder-) Gewinnung der Historischen Stadtkerne als Orte der Identität.
Neben den Fördermitteln des Bundes und des Landes werden auch Mittel des Fleckens und der Samtgemeinde sowie der Stiftung Hospital St. Nikolaihof eingesetzt. Es wurden bisher Fördermittel des Bundes und des Landes in Höhe von 3,44 Mio. € bewilligt (Stand: 31.12.2020).




Um die herausragende kulturhistorische Bedeutung des St. Nikolaihofes nachhaltig zu sichern und ganzheitlich weiterzuentwickeln, sollen auf der Basis einer Vorbereitenden Untersuchung Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Zentrales Ziel ist es, durch geeignete, aufeinander abgestimmte Maßnahmen in dem v.g. Gebiet nachhaltige Strukturen, die der besonderen historischen Bedeutung gerecht werden, langfristig wiederherzustellen.
Das Untersuchungsgebiet „St. Nikolaihof“ befindet sich am südlichen Rand des Altdorfs des Fleckens Bardowick und geht im Osten in die Ilmenauniederung über. Die Größe beträgt 5,43 ha.
Planungsrechtliche Situation
Für den St. Nikolaihof ist der Bebauungsplan Bardowick Nr. 34a „Altbereich Ost – 1. Abschnitt, Nikolaihof“ mit örtlicher Bauvorschrift und Erhaltungssatzung maßgebend.
Der baulich geprägte Bereich ist darin als sonstiges Sondergebiet festgesetzt, die mit Wald bestandenen Teile des Grundstücks als Wald und Landschaftsschutzgebiet, und ein wesentlicher Teil der Freiflächen zwischen Gebäuden und Wald als besonders geschütztes Biotop.
Die nachfolgenden Maßnahmen wurden in die vorbereitende Untersuchung aufgenommen:
- 1 Gestaltung der historischen Freiflächen mit Hilfe eines aufzustellenden, denkmalgerechten Freiflächenkonzeptes
- 1A Teibereich Stiftsgelände
- 1B Teilbereich Eichenhof
- 1C Teilbereich Parkplatz Eichhof / Schwarzer Weg
- 1D Teilbereich Parkplatz Schwarzer Weg
- 2 Entwicklung Bausubstanz Kapelle
- 3 Entwicklung Bausubstanz Provisorathaus
- 4 Entwicklung Altes und Neues Männerhaus für Büchereinutzung/Selbstlernzentrum und Ausstellungsflächen

Im Jahre 1251 findet der St. Nikolaihof das erste Mal urkundliche Erwähnung als „Haus der armen Kranken“. Aus Angst vor Ansteckung brachte man zu der Zeit die an Lepra Erkrankten außerhalb der Stadtmauern Lüneburgs im Nikolaihof unter. Nachdem Lepra im 16. Jahrhundert unter Kontrolle war, wurde der St. Nikolaihof als Altenheim genutzt.
Die Kapelle war das Gründungsgebäude des Hofes und wurde im Jahr 1310 errichtet. Im frühen 14. Jahrhundert entstand das Alte Männerhaus, das Provisorat im 16. Jahrhundert, das Neue Männerhaus und das Organistenhaus im 17. Jahrhundert sowie das Frauenhaus im 18. Jahrhundert. Gemeinsam prägen diese Gebäude das Gesamtensemble, welches sich im Eigentum der Stiftung Hospital St. Nikolaihof befindet.
Für die Jahre 1410 bis 1466 existiert ein umfangreiches Rechnungsbuch über St. Nikolaihof, geführt vom Lüneburger Ratsherren Hinrik Lange, der das Altenheim verwaltete. Daraus lässt sich erkennen, dass vierzig Männer und Frauen die Kammern im Männer- und Frauenhaus bewohnten.
Weitere vierzig Personen, Knechte, Mägde, Viehhirten, dazu Küster, Organist, Pastor und Hofmeister arbeiteten hier.
Es gab reichliche Einnahmen aus Anteilen an Lüneburger Salzpfannen, aus Grundstücken und Häusern, aus der Badestube, Fischbänken, Almosenständen, der Pacht des Bardowicker Schleusenmeisters, aus dem Verkauf von Korn, Eiern, Vieh, Fellen, Leder und Wolle.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren so gut, dass Verwalter Hinrik Lange die Anlage gründlich renovieren lassen konnte. So wurde der Wirtschaftshof gepflastert, eine neue Umzäunung bis um den anschließenden Eichhof geführt, die Waschstege an der Ilmenau wurden befestigt. Für das fortschrittliche „pishuse“, den Abtritt, wurde eine Flusswasserleitung gelegt.
1435 ließ Ratsherr Lange die Backstein-Kapelle umbauen. Die Außenmauern des einschiffigen Saales wurden erhöht, die Fenster vergrößert und wahrscheinlich ein neuer, polygonaler Chor angebaut. Für den Dachstuhl über dem neuen Gewölbe wurden Balken des alten Daches wieder verwendet. Durch dendrochronologische Untersuchungen konnte das Fälldatum der älteren Hölzer auf 1310 festgelegt werden. Kurz danach wird also die alte Kapelle errichtet worden sein. Die jüngeren Hölzer wurden in den Jahren 1431-34 gefällt. Der Turm war bereits im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts angebaut worden.
Im Mai 1436 weihte der Verdener Bischof die umgebaute Kapelle mit drei Altären. 1441 stiftete Hinrik Lange noch einen Altar. 1445 wurde an der Südseite eine Sakristei angebaut. Die Orgel, deren vorn sichtbare Pfeifen 1436 gegossen wurden, kaufte Lange von der Johanniskirche in Lüneburg.
Nicht bauliche Vorhaben ohne zeichnerische Darstellung
5 Öffentlichkeitsarbeit
Erste Maßnahmen in der Umsetzung des Gesamtkonzeptes sind die Sanierung der Kapelle, die Sanierung der Männerhäuser und die Neugestaltung der historischen Freiflächen des Areals.
Kapelle
Die Kapelle St. Nikolai befindet sich im Zentrum des Gesamtensembles St. Nikolaihof. Sie hat ihren Ursprung im 14. Jahrhundert, wie das noch erhaltene Eingangsportal aus dieser Zeit dokumentiert. Die Bausubstanz der Kapelle musste saniert werden.
Die Sanierung der Kapelle wurde zwischenzeitlich abgeschlossen. Sie erfolgte ohne einen Zuschuss aus Städtebauförderungsmitteln; aus den Mitteln der Stiftung St. Nikolaihof.
Altes und Neues Männerhaus
Das 1316 als ältestes Spitalhaus des St. Nikolaihofes errichtete Alte Männerhaus sowie das um 1700 errichtete Neue Männerhaus sollen der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich gemacht und durch ihre Umnutzung zur Bücherei zu einer verstärkten Identifikation der Bevölkerung in der Gemeinde mit dem St. Nikolaihof beitragen.
Ziel ist es, die denkmalgerechte Sanierung der Gebäude und die Nutzung als Samtgemeindebücherei in Einklang zu bringen.
Im Neuen Männerhaus werden die Ausleihe sowie alle für den Betrieb notwendigen Nebenräume untergebracht. Von dort führt ein transparenter Verbindungsbau, welcher dem Besucher gleichzeitig einen lichtdurchfluteten Lesebereich bietet, in das Alte Männerhaus.
Die ehemaligen Zimmer entlang des für ein Hospitalgebäude charakteristischen Mittelflures des Alten Männerhauses dienen als Bücherkabinette für unterschiedliche Themenbereiche. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme betragen rd. 3.3 Mio. EUR und werden aus Städtebauförderungsmitteln bezuschusst. Der Bauentwurf wurde mehrfach mit der Denkmalpflege und der Stadt Lüneburg abgestimmt. Dabei wurde versucht, die baulichen Eingriffe an dem denkmalgeschützten Gebäude auf ein Minimum zu reduzieren.
Die Eröffnung der Bücherei erfolgte im Jahre 2015.
Freiflächen
Die Vollständigkeit und Geschlossenheit des historischen Bauensembles, das eingebettet in eine parkartige Umgebung mit altem Baumbestand liegt, hat eine wichtige Bedeutung für die Wertigkeit des St. Nikolaihofes und für das Ortsbild Bardowicks.
Neben der Erhaltung und Instandsetzung der historischen Bausubstanz ist für das Gebiet des St. Nikolaihofes auch der Erhalt der historischen Freiflächenzonierung bedeutend. Durch geeignete Maßnahmen soll hier die besondere Charakteristik des Ortes erhalten, weiter herausgearbeitet und verdeutlicht werden. Hierzu zählt neben dem Verzicht auf jegliche Neubauten auch eine Optimierung der Wegeerschließung bei gleichzeitiger Minimierung sowohl des fließenden als auch des ruhenden Kfz-Verkehrs.
Für den gesamten Bereich ist ein umfassendes Freiflächenkonzept im Rahmen eines Gutachtens zur denkmalgerechten Freiflächenentwicklung für das Stiftsgelände St. Nikolaihof in Bardowick erstellt und weiterentwickelt worden. Neben den denkmalpflegerischen und touristischen Aspekten sind auch Naturschutzaspekte wie der Erhalt des Altbaumbestandes und die sachgerechte Pflege der Feuchtwiesen zur Ilmenau zu berücksichtigen.
Die historische Freiflächenstruktur ist mit Ausnahme der landwirtschaftlich genutzten Bereiche noch intakt und bis heute erlebbar. Die Freiflächen sind deshalb auch in der Bedeutung für die Funktion der ehemaligen Hospitalanlage integraler Bestandteil des denkmalgeschützten Bauensembles.
Der St. Nikolaihof wirkt wie ein kleines, idyllisches Dorf unter alten Eichen, das durch seine sichtbaren Altersspuren eine wohltuend geschichtsträchtige Atmosphäre hervorbringt.
Oberste Priorität bei der Umsetzung des Freiflächenkonzeptes ist es, diesen Eindruck zu erhalten. Charakteristisch ist besonders die nahezu unveränderte Zonierung vom straßennahen Gebäudeumfeld mit seinen Gärten über die tief liegende Wiesenfläche bis zum Waldgebiet an der Ilmenau.
Im Freiflächenkonzept ist eine Überarbeitung der Wegeerschließungen und der Eingänge nach ihrem historischen Vorbild vorgesehen. Auch die PKW- Stellplätze und Entsorgungsflächen wurden teilweise neu geordnet.
Erste Maßnahmen (Herstellung der Wegeverbindung zum Eichenhof, Herstellung von PKW-Stellplätzen,…) wurden bereits umgesetzt und aus Städtebauförderungsmitteln bezuschusst.
Dokumente
Kontakt
GOS mbH:
Treuhänderischer Sanierungsträger des Flecken Bardowick
24103 Kiel
Hansestadt Lüneburg:
Kämmerei, Stadtkasse und Stiftungen
Reitende-Diener-Straße 17
21335 Lüneburg
Samtgemeinde Bardowick: Bauverwaltung
Schulstraße 12
21357 Bardowick